Augen zu und durch bei den härtesten 400 Meter der Welt
Am Samstag, 29. August 2015 machte ich mich auf den Weg nach Bischofshofen, um dort bei einem ganz außergewöhnlichen Bewerb an den Start zu gehen. Beim Red Bull 400 musste heuer erstmals die Finalschanze der Vierschanzentournee erklommen werden. Es warteten somit 400 erbarmungslose Meter mit Steigungen bis zu 79 Prozent – vom Auslauf über den Vorbau bis ganz nach oben auf die Schanze.
Da es sich um meine Premiere bei einem solchen Bewerb handelte, wusste ich nicht wirklich, was mich hier erwarten würde. Vor Ort angekommen und die Strecke erstmals richtig besichtigt, wurde mir das Ausmaß dieser Herausforderung erstmals so richtig bewusst. Ich dachte mir momentan nur „Oh mein Gott, auf was hab ich mich hier denn wieder eingelassen, da soll man echt rauflaufen“. Der Respekt vor dieser Strecke war somit vor dem Start entsprechend groß.
Auf allen Vieren nach oben
Da der Bewerb einmal mehr mit rund 600 Teilnehmern bei den Herren restlos ausverkauft war, wurden in den 9 Vorläufen mit jeweils rund 50-70 Startern die Teilnehmer der Finalläufe ermittelt. Die schnellsten 65 Athleten qualifizierten sich für das A-Finale, weitere jeweils 65 für das B- und C-Finale. Das restliche Starterfeld ist nach dem ersten Bezwingen der Paul Ausserleitner Schanze „erlöst“.
Ich ging um 12.45 Uhr bei strahlendendem Sonnenschein und Temperaturen von über 30° im 8. Vorlauf ins Rennen. Ich versuchte nicht zu schnell auf den ersten noch eher flacheren 100 Meter zu beginnen, denn dann startet das Rennen so richtig. Da stellt sich plötzlich der Auslauf so richtig vor dir auf und schön langsam kann man sich kaum mehr auf den Füßen halten. Somit ging es auf allen Vieren kletternd weiter nach oben und meine Gedanken in diesem Moment war einfach „Kopf runter, Blick auf den Boden und auf geht’s“. In diesem Moment blendet man einfach alles aus und unter dem Motto „Augen zu und durch“ kommt Schritt für Schritt die Halbzeit des Rennens bei 200 Meter immer näher. Dabei konnte ich zahlreiche Teilnehmer überholen und nach einem kurzen flacheren Stück ging es über den Vorbau hinauf auf die Schanze.
Hart, härter, Red Bull 400
Die letzten 100 Meter hatten es dann aber nochmals richtig in sich. Das Laktat schoss so richtig ein, die Beine wurden schwer und somit wurde jeder einzelne Schritt zur Qual. Es scheint momentan als würde das Ziel nicht wirklich näher kommen. Zähne zusammenbeißen, letzte Kräfte mobilisieren und auf Richtung Ziel, welches ich dann als Sechster in einer Zeit von 4:35 erreichte. Damit war ich mehr als zufrieden, da ich anfangs dachte, dass eine Zeit von unter fünf Minuten wohl nur schwer zu erreichen sei.
Dann hieß es noch den 9. und letzten Vorlauf abzuwarten, denn dann wurden die Ergebnisse aller Vorläufe ausgewertet und zusammengeführt. In der Zwischenzeit hieß es sich im Athletenzelt, in dem für alle Teilnehmer Speisen und Getränke zur Verfügung standen, zu stärken. Es folgte anschließend der Blick auf die Startlisten für die Finalläufe und siehe da: Ich hatte es doch tatsächlich bei meiner Premiere des Red Bull 400 geschafft, in das Finale der besten 65 Athleten einzuziehen. Somit durfte ich nach den unterschiedlichen Staffelbewerben und dem Frauenbewerb den Abschluss dieser einzigartigen Veranstaltung bilden.
Mit der Elite im A-Finale
Im A-Finale stand ich somit unter anderem mit dem mehrfachen Berglaufweltmeister Ahmet Arslan aus der Türkei oder dem Slowaken Matjaz Miklosa sowie vielen weiteren hochkarätigen Athleten am Start. Für mich war wie erwähnt bereits das Erreichen dieses Finallaufes die absolute Krönung, und somit konnte ich den zweiten schweren Aufstieg auf die Paul Ausserleitner etwas lockerer angehen.
Die ersten 200 Meter legte ich wieder ähnlich wie beim Vorlauf an, doch dann war die „Luft draussen“. Ich riskierte dann nichts mehr und nahm etwas raus, versuchte aber dennoch das Rennen würdig zu beenden. Rund 10 Sekunden langsamer als den Vorlauf beendete ich somit das Finale in 4:45 und genoss von oben noch einmal die atemberaubende Aussicht. Den Sieg im A-Finale sicherte sich der favorisierte Ahmet Arslan nach einem äußerst spannenden Rennverlauf vor Matjaz Miklosa und Hannes Meissel.
Das Resümee
Alles in Allem ist der Red Bull 400 einfach eine einzigartige und tolle Veranstaltung, die seinesgleichen sucht. Es ist einmal etwas ganz anderes und stellt somit auch mal eine willkommene Abwechslung zu den sonstigen „normalen“ Laufveranstaltungen dar. Tolle Stimmung auf und neben der Strecke und am Ende darf sich jeder Teilnehmer als Sieger fühlen, der die härtesten 400 Meter der Welt bezwungen hat. Trotz der körperlichen Strapazen konnte ich meine Premiere des Red Bull 400 „genießen“ und werde ihn definitiv nicht so schnell vergessen.